Rotlicht, Pepper und die Kraft der Digitalisierung

Rekordbeteiligung, beeindruckende Zahlen und visionäre Themen: Die 46. GEVA Jahrestagung bestätigte einmal mehr ihren Ruf als wegweisendes Branchen-Event.

31.05.2017


Über 300 Teilnehmer waren Mitte Mai der GEVA Einladung zur 46. Jahrestagung in die Hansestadt Hamburg gefolgt, um sich über die aktuelle Entwicklung und perspektivische Ausrichtung der Verbundgruppe zu informieren – ein Teilnehmerrekord, der den des Vorjahres, als die GEVA in Prag tagte, noch einmal deutlich übertreffen konnte.

So erfreulich wie der Zuspruch waren auch die Zahlen, die gleich zu Beginn der Veranstaltung präsentiert werden konnten. Das Brutto-Zentralregulierungsvolumen der GEVA in 2016 stieg gegenüber dem Vorjahr um rund 3,3 Prozentpunkte auf 746,2 Mio. Euro und der Jahresüberschuss von 3,18 auf 3,27 Mio. Euro. Als Wachstums-Garant erwies sich in diesem Zusammenhang einmal mehr die GEVA Gastro, deren Streckenlogistikumsatz um 8,72 Prozent kletterte und mit gut 58 Mio. Euro in neue Dimensionen vorstoßen konnte. Entsprechend positiv fiel dann auch das Fazit des GEVA Aufsichtsratsvorsitzenden Waldemar Behn aus: „Entgegen mancher Erwartung die wir am Anfang des vergangenen Jahres noch hatten, ist die Entwicklung der GEVA auch im Jahr 2016 wieder außerordentlich positiv gewesen. Wir haben den Gastro-Umsatz deutlich ausweiten können, wir haben erfolgreiche Gespräche für den GFM-Bereich geführt und vor allem auch den Zentralregulierungsumsatz weiter ausbauen können, sodass wir insgesamt ein besseres Ergebnis erzielt haben als im Vorjahr.“

Freudenhaus und Rotlicht

Traditionell bildet der Gesellschafterabend den Auftakt einer jeden GEVA Jahrestagung. Auf Einladung von Carlsberg und Klindworth ging es diesmal nach einem Begrüßungsdrink im zentral gelegenen Scandic Hamburg Emporio-Hotel per Bus Richtung Landungsbrücken und gleich darauf per Schiff auf eine große Hafenrundfahrt, die den Teilnehmern auch Dank der so informativen wie unterhaltsamen Erläuterungen von Reiseleiterin Meike völlig neue Perspektiven auf den Hafen und die Elb-Metropole ermöglichte. 

Im Anschluss lockte das weltberühmte Amüsierviertel der Stadt. Ziel der gut gelaunten Gesellschafter-Crew: Das „Freudenhaus“ auf St. Pauli. Nur wenige Meter von der Reeperbahn entfernt, gilt es als Haus der Gaumenfreuden, das sich der (nord-)deutschen Küche verschrieben hat und den hungrigen Gästen von der Alstertaler Kartoffelsuppe über Hamburger Pannfisch bis hin zur „Wolllüstigen Roten Grütze“ viele regionale Spezialitäten offeriert. Passend dazu gibt es u.a. ein so gepflegtes wie kühles und vor allem zur Location passendes Astra Rotlicht im Ausschank. Bis in die späten Abendstunden genossen die Teilnehmer die pulsierende Atmosphäre des legendären Vergnügungsviertels, livehaftige Akkordeon-Musik und zahlreiche anregende (Branchen-)Gespräche.

„Vorgang von historischer Dimension“

Den Auftakt des zweiten Tages bildete die offizielle Gesellschafterversammlung in deren Rahmen nicht nur die erfreulichen Zahlen, sondern auch die Umsetzung der im letzten Jahr vorgestellten strategischen Neuausrichtung der GEVA diskutiert wurden.

Am Nachmittag eröffnete Andreas Vogel, Sprecher der GEVA Geschäftsführung, auf dem Panoramadeck des Emporio Hamburg mit dem GEVA Symposium den öffentlichen Teil der Jahrestagung, der diesmal unter dem Motto „Die Kraft der Digitalisierung“ stand. In seiner Einführung bezeichnete Vogel die gravierenden Veränderungen von Prozessen, Objekten und Ereignissen durch die Digitalisierung als „Vorgang von historischer Dimension“ und als „substanzielle Herausforderung auch für den Getränke-Fachgroßhandel“, um in der Folge das Wort an Karl-Heinz Land, der sich selbst als Digitalen Darwinisten und Evangelisten bezeichnet und Gründer der Strategie- und Transformationsberatung „neuland“ ist, weiterzugeben.

In seinem gut einstündigen Vortrag zeichnete der Gewinner des „Technology Pioneer Award“ 2006 und Co-Autor des Bestsellers „Digitaler Darwinismus – Der stille Angriff auf Ihr Geschäftsmodell und Ihre Marke“ ein so faszinierendes wie beängstigendes Bild der (digitalen) Zukunft, die sich in drei Thesen zusammenfassen lässt: 1. Alles, was sich digitalisieren lässt, wird digitalisiert werden. 2. Alles, was sich vernetzen lässt, wird vernetzt werden. Und 3. Alles, was sich automatisieren lässt, wird automatisiert werden. Es sei nur eine Frage der Zeit. Und die würde angesichts immer kürzerer Innovationszyklen selbst in scheinbar digitalisierungsresistenten Branchen zunehmend knapp. „Zeit ist das Problem“, formulierte Land eindringlich und prognostizierte, dass bereits 2026 mehr selbstfahrende als von Menschen gelenkte Autos auf den Straßen unterwegs sein werden. Eindrücklich auch sein Hinweis, dass in einem aktuellen Smartphone mehr Rechenleistung stecke, als in den Multimillionen-Dollar-Riesen-Rechnern der NASA, mit deren Unterstützung 1969 erstmals Menschen auf dem Mond landeten.

 „Digitalisierung ändert nichts, nur alles!“

Schuld an der digitalen Revolution sind nach Ansicht von Land die Konsumenten, die zunehmend königlich behandelt werden wollen. Im Klartext: Sie wollen alles sofort, überall und zu guten Preisen. Ermöglicht und befeuert werde dieser Anspruch durch das Netz, in dem alles transparent und somit vergleichbar ist. Heute müsse nicht mehr der Konsument das Produkt, sondern das Produkt den Konsumenten finden. Dafür bedürfe es seitens der Anbieter einer ausgefeilten Service- und Plattform-Ökonomie, mit deren Unterstützung möglichst viele Anbieter und (potenzielle) Kunden zusammengebracht werden. Die systemische Vernetzung von Hardware- und Softwareprodukten, Daten und Services – auch von konkurrierenden Anbietern – und das gemeinsame Agieren in einem Wertschöpfungsnetzwerk oder auf einer Service-Plattform werden daher für Unternehmen immer wichtiger. „Digitalisierung ändert nichts, nur alles“, so Land. Ein Merksatz, der bei vielen Symposiumsbesuchern sicher noch lange nachklingen wird.

Pepper weckt Emotionen
Emotionaler Höhepunkt des Symposiums war schließlich der Auftritt des humanoiden Roboters „Pepper“. Der gemeinschaftlich vom französischen Unternehmen Aldebaran Robotics SAS und dem japanischen Telekommunikations- und Medienkonzern SoftBank Mobile Corp. entwickelte „Roboter-Gefährte“ ist darauf programmiert, Menschen und deren Mimik und Gestik zu analysieren und auf diese Emotionszustände entsprechend zu reagieren. Wie gut das heute schon funktioniert, bewies „Pepper“ in einem informativen und gleichzeitig unterhaltsamen Dialog mit GEVA Geschäftsführer Andreas Vogel über die Kraft der Digitalisierung und die Einsatzmöglichkeiten „persönlicher Roboter“ in privaten Haushalten, Pflegeeinrichtungen, im Handel wie auch in Hotel- und Gastronomiebetrieben, wo Tätigkeiten in Empfang und Service denkbar sind.

Wie nah das Thema Digitalisierung am Puls der Zeit und des Getränke-Fachgroßhandels ist, bewiesen dann auch die Reaktionen der Teilnehmer. „Digitalisierung hat ganz, ganz viele Auswirkungen. Die Logistik ist nicht unser Problem – das können wir. Das Verbringen der Ware zum Kunden, das können wir. Das ist unser Geschäft. Aber um in diesem Geschäft auch Wertschöpfung zu erzielen, sind wir darauf angewiesen, die Digitalisierung zu beherrschen. Um als GFGH bzw. als GEVA wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen wir die Herausforderung Digitalisierung meistern“, formulierte Steffen Sojka, Geschäftsführer Getränkefachgroßhandel Jürgen Sojka GmbH & Co. KG, Schenkenberg. Und Wilhelm Josten, Vorsitzender des Familienrates der Getränkegruppe Hövelmann, Duisburg, meinte: „Die Digitalisierung wird uns alle auch in den nächsten Jahren richtig in Atem halten. Ich bin sicher, dass das, was wir heute gehört haben, auch so eintreffen wird. Eine Entwicklung, die auch Chancen für uns alle mitbringt. Ich denke, dass wir die Herausforderung meistern werden. Aber dazu wird es immer auch Menschen brauchen,  die sie annehmen und umsetzen. Seit Jahren packt die GEVA immer wieder Themen an, die hoch aktuell sind und über die es sich lohnt, intensiv nachzudenken. Dafür ein Lob.“

Geschichtsträchtiges Ambiente und norddeutsche Gassenhauer

Alljährliches Highlight der GEVA Jahrestagung ist die traditionelle GEVA Party, die diesmal im Ehemaligen Hauptzollamt Hafen Hamburg, direkt am Zollkanal stattfand. Das markante Gebäude, in dem einst Tee, Gewürze, Kaffee und Tabak aus aller Welt kontrolliert wurden, hat eine spektakuläre Lage: Es befindet sich mitten in der historischen Speicherstadt ‒ Hamburgs UNESCO-Weltkulturerbe ‒ und liegt nur wenige Meter von der Innenstadt entfernt. Von außen beeindruckt das imposante Gebäude durch seine historisch rote Backsteinfassade, im Inneren durch ein modernes Design. Stilvoll restaurierter Stuck, hohe Decken, dunkle Dielen und eine bodentief verglaste Front zum Fleet verleihen dem Ehemaligen Hauptzollamt ein lichtdurchflutetes, zeitgemäßes Ambiente. Ein stilvolles und beeindruckendes Umfeld, das an diesem Abend dank der Unterstützung von ABInBev, Waldemar Behn, Carlsberg Deutschland, Coca Cola, Cölner Hofbräu P. Josef Früh, Copa Systems, Eckes Granini, Gerolsteiner, Klindworth, MBG International Premium Brands, Paulaner, Pernod Ricard Deutschland, Pepsico, Pilsner Urquell, Red Bull, Sinalco und der Störtebeker Braumanufaktur mit geballter Getränke-Kompetenz glänzen konnte. Für die passende musikalische Begleitung sorgte neben einem DJ die Hamburger Band „Käptn Alex und die Hamburger Jungs“ mit einem begeisternden Programm aus norddeutschen Traditionals und Gassenhauern.

„Ein toller Austausch“

Entsprechend begeistert fielen dann auch die Gäste-Kommentare zur GEVA Jahrestagung aus. „In Zeiten der Digitalisierung sind die Treffen der GEVA auf nationaler und regionaler Ebene ein willkommenes Forum auf dem sich Branchenmitglieder aus unterschiedlichen Bereichen miteinander austauschen können – auch weil diese Art von Plattformen in den letzten Jahren natürlich deutlich weniger geworden sind. Es gibt nur noch zwei, drei Branchenveranstaltungen größerer Natur und wenn man sich da mit den Leuten unterhält dann sagen die ‚Mensch toll, dass es das gibt. Da kann man sich unterhalten‘. Ich glaube diese Form der Kommunikation würde man digital nicht hinkriegen“, formulierte Heiner Jacobs, Verkaufsdirektor Carlsberg Deutschland GmbH, Hamburg. Kurz und knapp gab Martina Mushövel, Procurement Category Manager F&B Accor Purchasing Solutions GmbH, ihr Fazit zu Protokoll: „Veranstaltungen wie diese sind toll, weil man sich persönlich kennenlernt – nicht nur visuell. Man spricht vielleicht auch mal Sachen an, die einen stören oder in die Zukunft verweisen. Ein toller Austausch.“

Auch im nächsten Jahr werden sich die GEVA Gesellschafter mit ihren Partnern aus Industrie, Systemgastronomie, der Hotellerie, der Fachpresse und vielen anderen Bereichen wieder zum direkten und offensiven Meinungsaustausch treffen können. 2018 findet die GEVA Jahrestagung am 8. Juni in Amsterdam statt.

Von: Rupa Chatterjee